Die programmatischen Forderungen zur Merzbühne stellte Kurt Schwitters
1919 in seinen Dichtungen Anna Blume auf. Auch diese Forderungen
sind also Dichtung. Sind sie aber Ironie?
Dada und Merz sind immer noch Ärgernisse. Sobald
Künstler mit Sprache als Material umgehen - mit den Buchstaben,
den Lauten, den Schriftbildern - und dabei deren Zusammenhang mit
Sinn und Bedeutung stören, scheint vergessen, was an Kunst sonst
geschätzt wird: durch Störung des Gewohnten, Dekonstruktion
des Etablierten, Refiguration des Fragmentierten, Konfigurierung der
Figuren und Fusionierung der Konfigurationen Neuem Auftrieb zu geben.
Dada und Merz sind interessante Varianten in diesem
Prozeß. Wahrscheinlich gäbe es neue Formen heutiger Werbung
ohne Dada ebenso nicht, wie ohne James Joyce Finnegans Wake
die Quarks der Physik. Und was den Kunstbetrieb angeht, so kann man
sicherlich sagen: Dada war im Alltagsfrust das Maggi
für den Kunstgenuß. |